China lächelt anders

Sicherlich: Mit einer Wirtschaftsdelegation kann man sich als Unternehmer natürlich einen ersten Eindruck von einem anderen Land machen. Ob Absatzmarkt oder Produktionsstandort - zumindest lohnt sich.

1265202642_gr_China_500Gleichzeitig hört sich anschließende Manöverkritik ebenfalls immer gleich an: Zu große Gruppe. Zu wenig individuell gestaltete Kontakte. Kaum Erfahrungen von bereits vor Ort befindlichen Unternehmern oder Geschäftspartnern. So ist das halt, wenn presswirksame Großprojekte oder Konzernstandorte besucht werden müssen, weil die mitreisende Politiker Verträge ausverhandeln, Fabriken einweihen oder einfach nur gute Fotos produzieren müssen.

So sollte die Unternehmerdelegation der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU NRW sein und man wollte bewusst nicht konkurrieren mit den Trips der Ministerien und der Parlamente. Die Premiere der MIT NRW sah etwas anders aus. Maximal 15 Teilnehmer, das Arrangement von auf die Unternehmer passenden Terminen und Gespräche mit denjenigen, die den Schritt schon vor Jahren wagten. Dafür suchte und fand man in der Deutsch-Chinesischen Technologie Austausch (DCTA) Stiftung einen Partner, der die notwenigen Kontakte vor Ort in Festlandchina hat. In zehn Tagen bereiste die Gruppe verschiedene Regionen im Süden und Osten der Volksrepublik. Shanghai - Suzhou - Nanjing - Nanning - Guilin - Suzhou - Shanghai lautete die Route.

„Termine al Gusto" und „How to do"

Wie oft wurde der Maschinenbauer durch die Lebensmittelfabrik gescheucht oder der Textilunternehmer durch die Werft. Die Wirtschaftsdelegation von MIT und DCTA unter Führung des MIT-Bezirksvorsitzenden Norbert Hüsson sollte anders sein:
Dem KFZ-Zulieferer wurde in Suzhou ein rein für solche Zulieferbetriebe designtes Investitionsgebiet und die Pläne für den weiteren Ausbau präsentiert. Der Produzent von technischen Teilen für die Chemieindustrie konnte in Shanghai mit Lanxess sprechen. Der Rohstoffhändler wurde in die Region mit den größten Erzvorkommen geführt.

Sie alle konnten vom Vizegouverneur bis zum Oberbürgermeister politische Kontakte etablieren, mit der Verwaltung direkt sprechen sowie - und das war der wichtigste Aspekt - bisherige Erfahrungen erfragen. Da stand der knapp 40jährige Unternehmer Frank Schneider, der vor wenigen Jahren mit 12 Mitarbeitern in Waldbröl begann und heute 1700 Angestellte weltweit, davon etwa 1000 in drei Werke in China hat und Gürtel sowie Handtaschen produziert, Rede und Antwort. Und abends traf man zufällig ein dutzend Mitglieder des deutschen Unternehmerclubs in Suzhou. Mehr direkter Erfahrungsaustausch geht kaum.

Stichwort: Tempo

Dabei fragt man sich schon, wie das mit dem Wachstum in China gut gehen soll. Während bei uns Umsatzprognosen, umfangreicher Businesspläne und Fragen des Controllings debattiert werden, investiert man dort Milliarden Euros in Infrastruktur - von der Autobahn über den Hochgeschwindigkeitszug bis zum Forschungszentrum. Und wenn es beschlossen ist und im Bau, dann kümmert man sich so langsam um die Vermarktung. Basel II ist halt weit weg!

Aber wie sollte man auch vorankommen, angesichts 50.000 neu zu bauender Hochhäuser (30 Stockwerke plus) bis 2025, wenn man sich mit Risikominimierung und Sicherheiten wie in unserer Wirtschaftsordnung beschäftigen muss?

Geduld bringt Gute Geschäfte in China

„Alles dreht sich um guanxi" titelte einmal ein Wirtschaftsmagazin bezüglich der so oft geschmähten Vetternwirtschaft in China. Guanxi - übersetzt „Verhältnis" - ist dabei Grundlage für Geschäftskontakte in China. Mit viel Geduld lernt man sich kennen und baut persönliche Beziehungen auf. Späteres Wiedersehen im Blick und konkretere Vorstellungen über das Business bereits auf den Lippen, doch noch nicht ausgesprochen.

Umso passender der fast namensgleiche Zielort der MIT und DCTA-Delegation Guangxi. „Erlerne guanxi in Guangxi." Man hatte sich bei den Kooperationspartnern neben der Region rund um Shanghai auf die beeindruckenden Entwicklungsprojekte in der südlichen Provinz Guangxi fokussiert. Letztere Region ist Kernpunkt der milliardenschweren Investitionsmaßnahme der chinesischen Regierung zur „Erschließung der westlichen Provinzen". In dieser autonomen Region entstehen in rasantem Tempo umfassende Wirtschafts- Industrie und Freihandelszonen.
Häfen werden in Rekordzeit aus dem Boden gestampft und als investierende „Langnase" ist man dort gerne gesehen und gesucht, solange man die Gepflogenheiten respektiert und pflegt. Das Konsumpotential jedenfalls explodiert angesichts hunderttausendfachem Zuzug in die Küstenregion nahe der vietnamesischen Grenze. Zigmillionen-Metropolen entstehen und lassen enorme Geschäftspotentiale auch für unsere Unternehmer erwarten, denn „deutsch" hat einen guten Klang in China. Und - das kommunistische, aber heute schon in vielen Bereichen sehr kapitalistisch anmutende - China lächelt freundlich, wenn die Deutschen kommen.

[Infokasten]
Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU hat in NRW knapp 10.00 Mitglieder in ist ein politischer Interessenverband innerhalb und gegenüber der CDU. Die MIT stellt in Nordrhein-Westfalen knapp 40 Landtags- und etwa 30 Bundestagsabgeordnete. Sie organisiert flächendeckend in ihren Kreis- und Stadtverbänden Fachveranstaltung zu politischen, wie auch zu wirtschaftlichen Fachthemen.